Fühligkeit
(Hinweis: Die Bilder können durch Anklicken vergroßert werden.)
„Mein Pferd ist immer so fühlig, weil.... “ und dann kommt die lange Kette der Argumente. Die meisten von ihnen sind schlichtweg falsch.
Zunächst einmal stellt sich die Frage: Was bedeutet fühlig? Ein Pferd, das tagein, tagaus auf weichem Boden lebt und plötzlich über Steine laufen soll, wird sich vorerst vorsichtig bewegen. Werden die Hufe aber gezielt auf steinigem Boden trainiert, ist das Pferd schnell im Stande, einen solchen Boden problemlos zu meistern!
Gezieltes Training
mit gesunden Hufen
ermöglicht das Reiten
auf geschotterten Böden
problemlos. Wenn ein Pferd trotz aller Abhärtung empfindlich bleibt, sind die Hufe nicht gesund. Viele Pferde leiden unter verbogenen Hufwänden, die einen schmerzhaften Hebel darstellen. Diese Problematik geht fast immer mit einer gezerrten, verbreiterten weißen Linie und/oder einer Überlastung der Lamellenlederhaut (der Teil der Lederhaut, der die weiße Linie bildet) einher. Die inneren Strukturen sind geschwächt und können dem Hufbein (Knochen in der Kapsel) keinen stabilen Halt mehr bieten, was ein Absinken des Knochens zur Folge hat. So entstehen schmerzhafte Lederhautzerrungen und Quetschungen, die zur Fühligkeit führen. Die Behandlung besteht darin, negative Hebel zu minimieren bzw. ganz zu entfernen und geschwächte innere Strukturen zu stärken. Der vorübergehende Einsatz von Hufschuhen kann eine Heilung erheblich beschleunigen. Durch naturnahe Hufpflege wird der Huf in seiner natürlichen Wachstumsrichtung unterstützt. Dadurch wird es dem Pferd ermöglicht, seine geschwächten, inneren Strukturen zu heilen und dem Hufbein wieder sicheren Halt zu gewährleisten. Anschließend verschwindet die Fühligkeit.
Verbogene Hufwände
verursachen Fühligkeit. Ein weiterer Grund für Fühligkeit kann eine zu niedrige Zehe darstellen. Die Spitze des Hufbeins ist dann zu dicht am Boden, jeder Stein quetscht die empfindliche Lederhaut an der harten Knochenkante ein. Das muss sich so ähnlich anfühlen, wie ein Stein, der sich in unser Schienbein bohrt...
Eine zu niedrige Zehe
erzeugt Fühligkeit. Eckstreben, die nicht korrekt bearbeitet werden, können ebenfalls die Lederhaut abquetschen und so Entzündungen hervorrufen, die dem Pferd zusätzliche Schmerzen bereiten.
Drückende Eckstreben
rufen Fühligkeit hevor. Eine zu weiche Sohle kann auch zu Fühligkeit führen. Wenn sich das Sohlenhorn nicht genügend verschwielt, weil es ständig mit Exkrementen (Ammoniak) in Kontakt kommt, ist es spitzen Steinen im wahrsten Sinne des Wortes nicht "gewachsen"! (Wer seine Hände mehrere Stunden in Seifenlauge badet, kann danach seine Hornhaut abziehen!)
Latente Entzündungen, die durch unsachgemäße Fütterung verursacht werden, können Fühligkeit verursachen. Ein Pferd, das nie fühlig war und jetzt plötzlich ohne ersichtlichen Grund verhalten läuft, ist wahrscheinlich auf dem Weg zur Hufrehe!
Entzündungsringe
am Kronsaum. In allen Fällen ist die Ursache im erkrankten Huf zu finden. Erst nach Ursachenbeseitigung wird das Pferd aufhören, sich klamm und vorsichtig zu bewegen. DENN: NICHT BARHUF LAUFEN VERURSACHT DAS UNANGENEHME GEFÜHL, SONDERN LAUFEN MIT KRANKEN HUFEN!
Unsere Erfahrung an den eigenen Pferden zeigt: Auch ein Pferd, das schmerzfrei über Steine laufen kann, bevorzugt in vielen Fällen den Grünstreifen. Um den Hufen immer wieder verschiedene Reize zu bieten und sie zu trainieren, sollte man sein Pferd trotzdem so oft wie möglich auf steinigem Boden bewegen, wenn die Hufe gesund sind und das Pferd keine Schmerzen hat!